Im 05. April 1929 erhielt die Stadt Geesthacht offiziell ein Wappen. An diesem Tage wurde eine Bekanntmachung veröffentlicht, die das Stadtwappen beschrieb und Vorschriften für die Benutzung dieses Hoheitszeichens der Stadt aufstellte. In dieser Bekanntmachung wurde das Wappen folgendermaßen beschrieben:"Das Wappen der Stadt Geesthacht zeigt im gespaltenen Schild heraldisch rechts in Silber auf grünem Dreiberg einen naturfarbenen Weidenbaum mit sieben grünen Zweigen und heraldisch links auf fließendem Wasser in Blau einen goldenen Kahn mit weißem Segel."
Dieses Wappen hatte schon damals seine Geschichte: In den letzten Amtsjahren von Pastor Natus (1895 - 1914) tauchte in der Gemeinde der Wunsch nach einem Ortswappen auf. Der Geistliche machte sich darüber seine Gedanken und ließ den Maler Hans Holert seinen Entwurf zeichnen. In dieser ursprünglichen Form wurde das Wappen nach der Stadterhebung im Jahre 1924 benutzt. Die heutige Form entstand durch eine Überarbeitung, die aufgrund heraldischer Bedenken erfolgen musste.
Wie aus der Beschreibung hervorgeht, handelt es sich hier um ein "sprechendes" Wappen. Es erzählt uns in seinen Bildern von der Vergangenheit des Ortes. Das (heraldisch) linke Feld scheint ohne weiteres deutbar: Hier wird die Flusslage der Stadt und ihre enge Beziehung zur Schifffahrt und Fischerei in alter und neuer Zeit symbolisiert. Der Weidenbaum auf grünem Grunde, der auf drei Bergkuppen steht, berichtet von den ältesten Gewerben in Geesthacht - den Korbmachern, Bandreißern und Rutenreißern, die noch im 19. Jahrhundert hier stark vertreten waren. Sie alle brauchten die Korbweide, aus deren Ruten und Ästen sie ihre Körbe, Fassbinder und Demijohn-Umhüllungen fertigten. Was aber mag sich Pastor Natus gedacht haben, als er dem Weidenstumpf sieben Zweige mit einer unterschiedlichen Anzahl von Blättern aufsetzte? Darüber ist uns Folgendes berichtet worden: Der Schöpfer des Wappens wollte in diesen Weidenzweigen jene Familien ehren, deren Namen als älteste in Geesthacht bezeugt wurden. Aus einem Verzeichnis der Bürger, wahrscheinlich der am 18. Juli 1612 erfassten "Bawleute und Börger", 31 an der Zahl, entnahm Pastor Natus jene Familiennamen, die um 1910 noch im Orte vertreten waren. Das waren die Namen Burmeister, Elvers, Kiehn, Koops, Reimers, Rieck und Uhrbrook. Diesen "Familienzweigen" gab Pastor Natus nun Blätter, deren Zahl den Nachkommen dieser Familien entsprach. So einfach kann Geschichte gemacht werden. Die von Natus herausgearbeiteten Faktoren bedürfen aus heutiger Sicht dringend einer Überarbeitung, denn erste Volkszählungen, in denen Geesthacht berücksichtigt wurde, gab es schon 100 Jahre früher. Warum Pastor Natus seinerzeit davon abgesehen hat, das älteste Bauwerk Geesthachts, seine Kirche, in das Wappen zu übernehmen, können wir aus den damaligen Umständen erschließen: Er wollte diese Kirche im Zusammenhang mit dem Bau des Pastorenhauses und des Gemeindesaales abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen.