Heilwasser oder Babbelwasser
In früheren Zeiten zogen junge Mädchen am Ostermorgen vor Sonnenaufgang dorthin, um Osterwasser zu holen. Diesem Wasser wurden heilende Kräfte nachgesagt. Doch mussten die jungen Mädchen beim Schöpfen des kostbaren Nasses schweigen, denn ein gesprochenes Wort verwandelte das heilsame Wasser in wertloses Babbelwasser.
Das Schöpfen heilkräftigen Wassers am Ostermorgen ist ein Brauch, der einst im Herzogtum Lauenburg weit verbreitet war, aber nur hier in Geesthacht hat der Name Osterquelle die Zeiten überdauert. Hinter dem archaisch anmutenden Brauch steckt eine tiefe Erfahrung von der Heilkraft des Elementes Wasser. Ohne Wasser gäbe es kein Leben auf Erden, und schon früh siedelten Menschen in der Nähe von Quellen und Wasserläufen. Wasser lässt nicht nur die Pflanzen wachsen und bringt Mensch und Tier Erfrischung, sondern es reinigt auch und schützt vor Krankheit und Tod.
Aus diesem Grunde galten Quellen unseren heidnischen Vorfahren als heilig. Im Schöpfen des heilkräftigen Osterwassers mischen sich menschliche Ur-Erfahrungen mit christlichen Vorstellungen. Im Wasser der Taufe wird der Mensch von seinen Sünden rein gewaschen und geht einen unlösbaren Bund mit Gott ein. Im Mittelalter war es Sitte, das Taufwasser nur einmal im Jahr in der Osternacht – der Nacht der Auferstehung Christi – zu erneuern. Das Osterwasser symbolisiert die Überwindung des Todes und neues Leben. Hierdurch entstand in der bäuerlichen Bevölkerung der Glaube, dass das Osterwasser wundertätig sei und Fruchtbarkeit und Genesung mit sich bringe.
1997 wurde der Quellaustritt mit einer Mauer eingefasst, 2008 der Sohlbereich der Quelle entsiegelt und entlang der Quelle zur besseren Begehbarkeit ein langer Steg gebaut. Am Steg findet der Besucher eine Tafel. Auf der einen Seite steht, welche heilende Wirkung das Wasser hat – und auf der anderen Seite ist ein Hinweis der Stadt „Kein Trinkwasser“ angebracht.
Also: Heilung nicht erwünscht.