Wie lässt sich Mobilität von Personen und Gütern sichern und entwickeln, ohne dass Mensch, Lebensräume und Umwelt übermäßig belastet und beeinträchtigt werden? Diese Frage stand jetzt in der Geesthachter Alfred-Nobel-Schule im Mittelpunkt. Denn dorthin hatte die AktivRegion Sachsenwald-Elbe gemeinsam mit der Stadtverwaltung Geesthacht zum Bürgerworkshop „Region auf nachhaltigen Wegen... Mobilitätskonzept für die Region Sachsenwald-Elbe“ eingeladen. Und das mit Erfolg: 30 Interessierte aus der Stadt Geesthacht und dem Amt Hohe Elbgeest diskutierten darüber, wie der Fuß- und Radverkehr in der Region attraktiver, Busverbindungen verbessert, E-Mobilität verstärkt und Straßenverkehre noch sicherer werden können.
„Es ist gut, dass wir das wichtige Thema Mobilität überregional denken und dass sich der Südkreis bei dieser Frage gemeinsam aufstellt. Nur wenn wir unsere Informationen und Ansichten verknüpfen, entsteht ein echtes Mobilitätskonzept für die Region, das ein Erfolg werden kann“, betont Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze, der an dem Workshop teilnahm.
„An diesem Abend ging es nicht um die Vorstellung von Konzepten, wie sie weit weg von den Menschen in Planungsbüros erstellt werden. Wir haben ganz konkrete, Vorschläge gesammelt, wie die Mobilität der Zukunft hier vor Ort aussehen könnte und wo aktuell von den Menschen hier vor Ort noch Probleme gesehen werden“, erklärt Anette Platz vom Fachdienst Umwelt der Geesthachter Stadtverwaltung, die den Workshop von Seite des Rathauses begleitete.
Einige Vorschläge der Diskutierenden:
Zum Thema Radverkehr: Die kreiseigenen Radwege sollten verbessert und Radwegverbindungen zwischen Wiershop und Kollow, Hohenhorn und Worth, Dassendorf und Hohenhorn sowie Dassendorf und Brunstorf ausgebaut werden. Eine weitere Idee: Einige Radwege könnten ertüchtigt werden, damit „zügige Alltagsradlerinnen und -radler“ sowie Pedelecs-Fahrende sie besser nutzen können. Zudem könnten 30 Prozent der Straßen als „Vorrangstraßen für den Radverkehr“ ausgewiesen werden, um Fahrradfahrenden zügiges und sicheres Fortkommen zu ermöglichen. „Vorgeschlagen worden ist in der Diskussion auch, dass offensiv Fahrradgemeinschaften gebildet werden könnten, damit niemand im Dunkeln alleine fahren muss. Außerdem wurde von den Teilnehmenden des Abends der Wunsch geäußert, dass Fahrrädern zuverlässig in Bussen mitgenommen werden“, fasst Anette Platz einige Ergebnisse der Diskussion zusammen.
Zum Thema Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Die Diskutierenden wünschten sich eine höhere Taktzahl der Busse auch für die kleinen Dörfer. „Auch ein weiteres Zeitfenster war Thema: Damit Busfahren für mehr Personen interessant ist, müssten Busse – so die Ansicht von Workshopteilnehmenden - mindestens bis 24 Uhr oder sogar 1 Uhr fahren“, sagt Anette Platz. Zudem wurde der Wunsch nach mehr Querverbindungen, einer Verstärkung des Busse 8820 nach Aumühle und der Schienenanbindung Geesthachts geäußert. Anette Platz: „Da waren sich alle einig: Die Bahnanbindung Geesthachts ist ein unbedingtes Muss! Auch als wünschenswert genannt wurden direkte Buslinien von Geesthacht nach Aumühle, Büchen, Lauenburg Bahnhof und Lüneburg.
Zum Thema E-Mobilität: „Die Personen, die sich dem Thementisch E-Mobilität zugeordnet hatten, diskutierten zum Beispiel den Sharinggedanken. Die Idee: Nicht jede und jede benötige ein eigenes E-Mobil, wenn die entsprechende Infrastruktur geschaffen wird. So müssten Sharingangebote auch im ländlichen Raum geschaffen werden – nach dem Beispiel des Dörpsmobil“, fasst Anette Platz die Diskussion zusammen. Zudem sei angeregt worden, dass mehr Lademöglichkeiten für Pkw und Pedelecs geschaffen werden müssten.
Zum Thema Verkehrsberuhigung/-Sicherheit: Die Diskutierenden schlugen beispielsweise eine klare Trennung von zu Fuß Gehenden, Radfahrenden und Autofahrenden und einen bedarfsorientierteren ÖPNV vor. Zudem – so ein weiterer Anstoß – könnten Pkw-Verkehre durch die Ausweisung wohnungsnaher Parkplätze aus Wohngebieten verlagert werden.
Die Ergebnisse des Diskussionsabends fließen – so wie die von drei weiteren Workshops - in die Entwicklung eines Konzeptes für nachhaltige Mobilität ein, das die AktivRegion beim Lübecker Verkehrsplanungsbüro urbanus in Auftrag gegeben hat. Ende des Jahres soll dann das Gesamtkonzept, das durch die AktivRegion mit rund 50.000 Euro gefördert wird und in das 57 Gemeinden einbezogen werden, vorliegen.
Mit einer Befragung der Ämter, Städte und Gemeinden in der AktivRegion wurden in der ersten Projektphase aktuelle Aktivitäten und bestehende Mobilitätsangebote vor Ort sowie Interessenlagen und Handlungsschwerpunkte abgefragt. Ergebnis: Viele Kommunen haben großes Interesse an einer zukunftsorientierten Mobilität und sind auch schon selber aktiv. Die Mobilitätsstation am Bahnhof Büchen, der autonome Busverkehr TABULA in Lauenburg oder das gute Abschneiden der Stadt Geesthacht beim letzten Fahrradklimatest sind gute Beispiele und Vorbilder, die auch über die AktivRegion hinaus Aufmerksamkeit erzeugt haben. Vielfach fehlt es aber an Fachwissen, schlüssigen Gesamtkonzepten und Finanzierungsmitteln.
In der zweiten Projektphase geht es jetzt um die Entwicklung von Strategien und konkreten Maßnahmen, wie die Mobilität in der AktivRegion nachhaltig und klimafreundlich gestaltet werden kann.