Ein kleiner blauer Zettel hinter dem Scheibenwischer an der Windschutzscheibe – das war bisher das deutliche Zeichen für Autofahrende in Geesthacht: „Ich habe etwas falsch gemacht und die Politessen haben es bemerkt.“ Welcher Art das Vergehen war und ob es Portemonnaie und Punktekonto in der Verkehrssünderdatei belasten wird, offenbarte erst der etwa eine Woche später zugestellte Brief der Stadtverwaltung.
„Diese zeitliche Verzögerung war für alle Beteiligten nicht schön. Die Verkehrsteilnehmenden wussten nicht, was ihnen vorgeworfen wird, und im Rathaus konnten wir mögliche Fragen zu den Vorgängen ad hoc auch nicht beantworten. Denn auch in unserer Datenbank wurden die Fälle erst aufgeführt, wenn sie ins System eingepflegt und das entsprechende Schreiben aufgesetzt war“, erklärt eine Mitarbeiterin des für die Verkehrsüberwachung zuständigen Fachdienstes Öffentliche Sicherheit das Prozedere, das jetzt der Vergangenheit angehört.
Denn das Rathaus hat aufgerüstet: Auf den Diensthandys der drei Geesthachter Politessen läuft jetzt „OWIGWARE“. Diese Software ermöglicht das Erfassen einer Ordnungswidrigkeit und das Ausstellen einer entsprechenden Bürgerinformation mit nur wenigen Klicks. Über einen kleinen Drucker, den die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung an ihrem Gürtel tragen, lassen sich die „Knöllchen“ direkt vor Ort ausdrucken. Die auf wasser- und hitzebeständiges Thermopapier eingebrannten Hinweise zur Art des Vorwurfes und möglichen Bußgeldern können dann direkt am Fahrzeug hinterlegt werden. „Der Verkehrsteilnehmende hat somit früher Klarheit darüber, was ihm vorgeworfen wird und wir können rascher Fragen dazu beantworten. Das offizielle Schreiben aus dem Rathaus schicken wir trotzdem raus – es sei denn, der oder die Betroffene zahlt das Verwarn- bzw. Bußgeld umgehend. Dann fällt das Schreiben weg, wodurch wir Papier einsparen und so auch etwas für die Umwelt tun können.“, heißt es dazu erklärend aus dem Fachdienst Öffentliche Sicherheit. Somit könnten Missverständnisse und auch zweifelhafte Scherze schneller aufgeklärt werden. „Es ist schon vorgekommen, dass unsere blauen Info-Zettel an andere Fahrzeuge geheftet wurden, deren Halter sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Das können wir durch die neue Software viel schneller klären“, sagt die Mitarbeiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit.
Ebenfalls unkomplizierter erfasst werden können dank „OWIGWARE“ beispielsweise schadhafte Gullydeckel oder beschädigte und zugewachsene Verkehrsschilder. Diese können die Außendienstmitarbeitenden direkt mit Foto und Standort hinterlegt ins Rathaus senden. Und: Das System sieht auch die Erstellung reiner Hinweise auf die Straßenverkehrsordnung vor, an die keine Verwarn- bzw. Bußgelder geknüpft sind. So können Autofahrende in Geesthacht zum Beispiel folgenden Text unter ihrem Scheibenwischer finden: „Hinweis: Falsch geparkt. Durch die Verkehrsüberwachung wurde festgestellt, dass Ihr Fahrzeug falsch geparkt wurde. Wir bitten Sie, künftig die Straßenverkehrsordnung zu beachten. Heute sehen wir von einer Anzeige bzw. einem Verwarngeld ab. Ihr Ordnungsamt wünscht eine gute Fahrt.“ Bisher hatten die Geesthachter Politessen für solche „Briefe“ extra rote Hinweiszettel. „In der Vorweihnachtszeit haben wir in den vergangenen Jahren bei geringfügigen Ordnungswidrigkeiten zum Beispiel auf Verwarngelder verzichtet und es bei Hinweisen belassen“, heißt es dazu aus dem Ordnungsamt.