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"Tierische Helfer" auf der Schleuseninsel: Fachdienst Umwelt setzt Raupen gegen Jakobskreuz-Kraut ein

Es blüht in sattem Gelb auf Feldern, Wiesen und an Straßenrändern. Doch während Laien sich an den Korbblütlern erfreuen mögen, treibt ihre rasante Verbreitung Fachleuten Sorgenfalten auf die Stirn. Der Grund: Jakobs-Kreuzkraut ist für Weidetiere giftig und lässt sich nur sehr mühsam zurückdrängen. Der Fachdienst Umwelt des Geesthachter Rathauses hat sich darum jetzt geringelte Hilfe geholt. Die so genannten Jakobskrautbären oder auch Blutbären sollen dem Jakobs-Kreuzkraut an die Blüten gehen.

„Wir haben drei Kartons mit Raupen auf der Schleuseninsel ausgesetzt“, erklärt Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt. Die Leibspeise der leuchtend gelb und schwarz geringelten Tiere ist das Jakobskreuzkraut, wodurch sie beim Kampf gegen die Pflanze zum Verbündeten werden. Bisherige Versuche, das Jakobskreuz-Kraut in dem unter Schutz stehenden Gebiet langfristig zurückzudrängen, seien gescheitert. Ulrike Stüber: „Für Landwirte ist das Jakobskreuz-Kraut ein Problem. Denn die Inhaltstoffe sind giftig für Weidevieh, Rinder und Pferde sind besonders empfindlich.“ Das Gift aus der Pflanze reichere sich in der Leber der Tiere an und könne zum Tod führen. „Auf der Weidefläche ist die Pflanze kein Problem, solange ausreichend andere Futterpflanzen vorhanden sind, die Tiere meiden diese Pflanze, da sie auch Bitterstoffe enthält und geben diese Information an die Jungtiere weiter. Problematisch ist es, wenn diese Pflanze trocknet und ins Heu gerät, dann können die Tiere die Pflanze nicht mehr erkennen und meiden“, sagt Ulrike Stüber.

Auf der Schleuseninsel habe die von dem Kraut vereinnahmte Fläche in diesem Jahr stark zugenommen. „Im Juni hatten wir uns das Gebiet noch angesehen und waren erleichtert, weil weniger Pflanzen als erwartet dort zu finden waren. Offenbar hat sich das Zeitfenster der Ausbreitung in diesem Jahr aber lediglich durch die kühle Witterung im Juni verschoben“, erklärt Ulrike Stüber, warum sie nun bei der Eindämmung des Krautes auf die Hilfe der Raupen setzt. Nachdem auf der Schleuseninsel noch keine Blutbären gesichtet worden waren, hat sie sich in Bad Segeberg bei Andreas Frahm, der inzwischen bundesweit angefragt wird und in Sachen Jakobskreuz-Kraut berät, Raupen abgeholt. Auf dessen Rat hin wurden die Raupen auf der Schleuseninsel ausgesetzt, wo die bis zu 30 Millimeter langen Tiere sich nun am Jakobskreuz-Kraut sattessen. Der natürliche Gegenspieler des Jakobskreuz-Krautes frisst nicht nur die Blätter ab, sondern stürzt sich auch auf die Blüten und hindert die Pflanze so daran, ihre Samen in alle Winde pusten zu lassen. Etwa bis August kann diese „Schlemmerei“ andauern. Dann verpuppen sich die Raupen, die das Gift des Jakobskreuz-Krautes selber einlagern und so für Feinde giftig werden, in Bodennähe zum Überwintern. Ab Mai nächsten Jahres schlüpfen dann die ersten Falter. Deren Weibchen kleben wiederum ihre Eier auf die Unterseite des Jakobskreuz-Krautes. Aus den Eiern schlüpfen erneut Raupen, die wieder das Kraut fressen. „Diese neuen Raupen werden wir einsammeln und neu verteilen, damit der Schmetterling seine Eier dann auch wieder in Bereichen ablegt, die er bis dahin nicht aufgesucht hat. So hoffen wir, das Jakobskreuz-Kraut in immer mehr Bereichen eindämmen zu können“, erklärt Ulrike Stüber den aufwendigen Prozess. Von alleine schweifen die Raupen eher nicht in die Ferne, sondern bleiben eher im direkten Umfeld der Pflanzen, an denen sie geschlüpft sind. Zudem mögen sie es gesellig, fressen lieber in der Gruppe. „Das ist ein längerer Prozess, der ein paar Jahre ausgeführt werden muss, bis sich die Pflanze reduziert hat. Mit diesem Vorgehen beschleunigt man den natürlichen Prozess. Die Pflanze wird dadurch niemals ganz verschwinden aber die Balance wird wiederhergestellt. Für uns lohnt sich an dieser Stelle aber der lange Atem, denn die Raupen sind effektiv und zudem der natürliche Gegenspieler des Jakobskreuz-Krauts. Das sind zwei Argumente, die uns ganz besonders in dem sensiblen Bereich der Schleuseninsel wichtig sind“, erklärt Ulrike Stüber.

Für große zusammenhängende Flächen, wie auf der Schleuseninsel, seien die Raupen das beste Mittel gegen das Jakobskreuz-Kraut. Die Bekämpfung dieser Pflanze durch Ausreißen und Ausstechen ist ausgesprochen mühsam und muss Jahr für Jahr penibel ausgeführt werden. Auf großen Flächen ist das nicht mehr machbar. Mähen und Mulchen hilft wenig und treibt die Pflanze eher zur Notblüte und in Dauerformen. Auch tragen die Schlepper und Mähwerke zur Verbreitung der Pflanze bei, wenn anhaftende Samen unabsichtlich auf andere Flächen verbracht werden. „Außerdem dürfte der Schnitt nicht in den Kompost gegeben werden, sondern müsste als Restmüll entsorgt werden. Das würde bei so einer großen Fläche wie auf der Schleuseninsel hohe Kosten verursachen“, sagt Ulrike Stüber.

An Gartenbesitzer appelliert der Fachdienst Umwelt: Bestimmen Sie gelb blühende Pflanzen, die Sie nicht ausgesät oder gesetzt haben und lassen Sie Jakobskreuz-Kraut nicht stehen, um dessen Verbreitung einzudämmen. Sind Weideflächen und Mähflächen in der Nähe, sollte man die Pflanze daran hindern, zur Samenreife zu gelangen. Dafür genügt es rechtzeitig die Blütenstände abzuschneiden und in der Restmülltonne zu entsorgen, nicht im Kompost, da die Samen sehr lange überdauern können. Schneidet man die Pflanze unten ab, regt man sie zum Neuaustrieb und zum Überdauern an.

Auch im Zusammenhang mit Honig ist Jkobskreuz-Kraut bereits ins Gerede gekommen, da Bienen die leuchtend gelbe Pflanze anfliegen. Ulrike Stüber: „Hierzulande achten die Imker darauf, ihre Bienen nicht in der Nähe ausgedehnter Bestände aufzustellen, und der Honig wird getestet. Sicher ist man in jedem Fall bei Frühtracht und Rapshonig, weil das Jakobskreuz-Kraut zu der Zeit noch nicht blüht.“

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