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Susanne Schmidt: Büchereileiterin geht in den Ruhestand

„Ich bin nicht so die Krimileserin“, sagt Susanne Schmidt und blickt auf das Bücherregal in ihrem Büro. Darin stehen etwa 20 Bücher – Geschenke und Bände, die bisher woanders keinen Platz gefunden haben, erklärt die Leiterin der Geesthachter Stadtbücherei. Die Bücher, die sie sich aus den vielen Buchempfehlungen und -anschaffungen für den Bestand der Stadtbücherei dann für ihre privaten Lesestunden auswählt, landen in ihrem Rucksack. Denn wie alle anderen Nutzerinnen und Nutzer der Geesthachter Stadtbücherei leiht auch deren Leiterin aus. Ihr jüngstes Mitbringsel aus den Buchregalen der Bibliothek: „Die innersten Geheimnisse der Welt“ von der Autorin Rose Tremain. „Ich stehe einfach hinter dem Konzept Bücherei“, betont die 65-Jährige. Und das werde auch so bleiben, wenn sie ab April nicht mehr ganz an der Quelle sitze. Denn dann geht Susanne Schmidt in den Ruhestand und übergibt das Büro der Büchereichefin nach mehr als 30 Jahren an ihre Nachfolgerin.

Am 6. Juli 1981 hatte Susanne Schmidt ihren Dienst in der Geesthachter Stadtbücherei begonnen, als stellvertretende Leitung und Verantwortliche für die Kinder- und Jugendbuchabteilung. Ab dem 14. Juli 1988 war sie kommissarische Leiterin und verantwortlich für die Erwachsenenbücherei. Am 5. August 1991 übernahm sie dann die Leitung und die Erwachsenenbücherei. „Seitdem ich in Geesthacht angefangen habe zu arbeiten, hat sich sehr viel verändert. Die Stadtbücherei ist umgezogen und es hat Anbauten gegeben und das Büchereiwesen an sich hat sich weiterentwickelt“, sagt Susanne Schmidt. Vor ihrer Anstellung in Geesthacht hatte sie unter anderem Station in der Bibliothek in Neumünster, in der Bücherhalle Wilhelmsburg, in der Bücherhalle Rissen sowie in der Bücherhalle Eppendorf gemacht.

Angetreten ist sie ihren Dienst vor gut drei Jahrzehnten noch im Geesthachter Rathaus, denn dort war die Bücherei lange Zeit untergebracht.  1986 zogen die Bücherregale dann vom Markt 15 in das ehemalige Schulgebäude an der Rathausstraße 58. „Wir zogen dadurch näher an das Stadtzentrum und damit zu den Menschen, besser zu erreichen waren wir aber noch nicht. Denn es gab zum Beispiel keinen direkten Fußweg zur Bergedorfer Straße, den ZOB gab es noch nicht und um unser Gebäude herum gab es nur Sand… Unsere Anbindung war darum im Rathaus sogar besser gewesen“, erinnert sich die Diplom-Bibliothekarin. Erst 1999 folgte der ersehnte Fußweg von der Bücherei zum neuen ZOB. 2002 folgte ein Anbau von 250 Quadratmetern auf zwei Ebenen, der Büchereivorplatz wurde 2004 saniert, der Altbau 2005. „Die Bücherei und ihr Umfeld wurde immer attraktiver, die Aufenthaltsqualität stieg“, sagt Susanne Schmidt. 2014 folgte dann die Neugestaltung des Jugendbereichs im Obergeschoss und ganz frisch in diesem Jahr die Neugestaltung des Eingangsbereiches. „Wir bekommen dort zum Beispiel ein intelligentes Rückgaberegal. Nutzende müssen ihre ausgeliehenen Medien für die Rückgabe dann nur noch dort hineinstellen und die Rückgabe wird automatisch gebucht“, erklärt Susanne Schmidt eine Neuerung, die erst in den vergangenen Tagen eingetütet wurde und nur ein Aspekt der in den vergangenen Jahren fortgeschrittenen Digitalisierung im Büchereibereich ist.

1997 hat die Geesthachter Stadtbücherei den EDV-Regionalverbund ins Leben gerufen und die Stadtbücherei Schwarzenbek als Partnerbücherei gewonnen. Gemeinsam wurde der EDV-Verbund-Vertag abgeschlossen.  1998 begannen daraufhin beide Partnerbüchereien mit der Medienerfassung. Seit 1999 läuft die Ausleihe über das EDV-System. Weitere wichtige Stationen im Bereich Digitalisierung: 2007 wurde das Online Access Catalogue (OPAC) eingeführt, seit 2008 läuft das Projekt ‚EDV in den Geesthachter Schülerbüchereien’, von ‚der Onleihe zwischen den Meeren‘ – ein Schleswig-Holstein- weites Angebot – profitieren Nutzende der Geesthachter Stadtbücherei seit 2013. Seit 2015 sind die Medien im Online Katalog OPAX gelistet und seit 2014 können Kunden kostenfrei WLAN in der Stadtbücherei nutzen. „Das sind alles für mich ganz wichtige Bausteine. Öffentliche Büchereien haben einen Bildungsauftrag. Hier erhält jeder die Möglichkeit an Wissen teilzuhaben und jeder wird, unabhängig von seinem sozialen und kulturellen Hintergrund, in seinen Bedürfnissen unterstützt. Dazu gehört auch, dass man hier zum Beispiel seine Bewerbung schreiben kann und dass es dafür Arbeitsplätze gibt“, nennt Susanne Schmidt Beispiele. „Hier kommen so viele unterschiedliche Personen hin: Zeitungsleser:innen, Romanliebhaber:innen, Bewerbungsschreibende und Recherchierende. Diese Vielfalt und die Kommunikation mit den Menschen habe ich immer sehr gemocht. Und das offene Bildungsangebot für jede und jeden ist es auch, das mich in eine Bücherei und nicht am Theater landen ließ.“ Darum sei ihr auch die Idee von der Bücherei als „Drittem Ort“, an dem Menschen neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz Zeit verbringen, immer wichtig gewesen. Ein lebendiger Ort mit aktuellem Medienangebot, möglichst im Zentrum der Stadt und damit mitten unter den Menschen – so beschreibt Susanne Schmidt die ideale Bücherei. „Meine Diplomarbeit habe ich damals über soziale Bibliotheksarbeit geschrieben. Kern dieser Arbeit ist, dass die Bildung zu den Menschen gebracht wird. Heute wollen wir die Schwelle so senken, dass möglichst viele Interessengruppen zu uns in die Bibliothek kommen.“

Lebendig ging es zwischen den Buchregalen unter der Leitung von Susanne Schmidt in mehrfacher Hinsicht zu: Sie organisierte in Kooperation mit vielen Ehrenamtlichen und Institutionen wie beispielsweise der Volkshochschule Geesthacht, viele Projekte und Veranstaltungen. Durch regelmäßige Angebote wie die „Lesefreunde“ oder „Dialog in Deutsch“ öffnete sie die Stadtbücherei für immer neue Interessengruppen. Durch die von ihr initiierte Treppenhaus-Galerie, über die wechselnd Hobbykünstler in der Bücherei ihre Werke ausstellten, bot sie lokalen Künstlern eine Plattform. „Kunst und Kultur ist mir sehr wichtig“, betont die in Delmenhorst geborene Bibliothekarin. Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze hebt bei der offiziellen Verabschiedung von Susanne Schmidt hervor: „Sie haben die Bücherei zu einem Ort mit sehr hoher Aufenthaltsqualität gemacht, sie für die Kunst geöffnet und vielen Menschen durch ihre Ideen eine Freude bereitet. Haben Sie vielen Dank.“ Diesem Dank schließt sich auch Frank Krause vom Personalrat der Stadtverwaltung bei der coronabedingten Verabschiedung im kleinen Rahmen an.

Interaktive Angebote wie Bastel- und Spielangebote sowie den „Maker-Space“ wollten Susanne Schmidt und ihr Team eigentlich schon 2020 ausbauen – doch dann kam Corona und die Bücherei durfte nur noch eingeschränkt öffnen, musste teils sogar komplett schließen. „Ich hoffe sehr, dass die Menschen nach der Pandemie wieder gerne in die Bücherei kommen. Es gibt so viele Ideen… Durch die eigenständige Verbuchung der Medien durch die Leserinnen und Leser werden die Mitarbeitenden der Bücherei noch mehr Zeit für Programmarbeit haben“, kündigt Susanne Schmidt an. Sie sei weiterhin gespannt auf die weitere Büchereientwicklung, weiß, dass mit ihrer Nachfolgerin jetzt was Neues kommt und sie werde natürlich weiterhin lesen und sich einbringen.

Wie? Vielleicht in einem Lesekreis oder musikalisch – auf jeden Fall kulturell und künstlerisch.  

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