50 Prozent seiner Arbeit habe er im Außendienst verbracht, erzählt Bernd Reddig. Viele Tage begannen – noch vor 7 Uhr – mit Baustellenbegehungen. „Die Arbeiten beginnen früh am Tag. Da muss ich sicher sein, dass die Baustelle gut abgesichert wird und Verkehrsumleitungen funktionieren“, erklärt der Verkehrsexperte seinen oftmals frühen Start in den Arbeitstag. „Natürlich kenne ich die Straßen Geesthachts sehr gut. Aber ich fand es immer wichtig, mir vor Ort ein Bild zu machen. In manchen Fällen ist es ja schließlich auch Ermessenssache, wie verkehrsrechtliche Anordnungen in der Praxis umgesetzt werden“, meint Bernd Reddig, der über sich selber sagt, kein „Paragraphenmensch“ zu sein. „Ich kenne die Regelungen, weiß aber nicht immer sofort, wo sie genau in der Straßenverkehrsordnung stehen.“
Bernd Reddigs Verwaltungslaufbahn begann in Hamburg. Am 1. Februar 1980 startete er seine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten. Im Anschluss übernahm er bei der Hamburger Stadtreinigung noch zwei Jahre unter anderem die Berechnung von Gehwegreinigungsgebühren, ehe er sich nach Geesthacht bewarb. „Wir wohnten damals in Börnsen. Eine Arbeit in Geesthacht passte mir also ganz gut“, sagt der 63-Jährige. Im Geesthachter Rathaus war er dann vom 1. Februar 1984 an erstmal mit Steuern beschäftigt. „Und dann kam für mich die große Chance auf diesen Posten im gehobenen Dienst“, erzählt Bernd Reddig, der sich noch gut an seine ersten Gedanken beim Titel „Verkehrsaufsicht“ erinnert. „Ich dachte, ich habe einen Führerschein. Dann schaffe ich das schon.“ Wieviel mehr an seinem künftigen Verwaltungsjob hängt, sollte er schnell merken. „Ich hatte so viele Fragen und habe die Polizei vor Ort mit diesen gelöchert“, sagt Bernd Reddig, der betont: Grundsätzlich haben nur Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern eine eigene Verkehrsaufsicht. Darum zählt die Materie, die zu seinem „täglich Brot“ wurde, auch nicht zum Ausbildungsspektrum eines Verwaltungsbeamten, sondern muss in Zusatzlehrgängen erworben werden. „Viele Dinge sind sehr komplex und es ist wichtig, die Aufgabe ordentlich zu machen – es geht schließlich um die Sicherheit der Leute“, sagt Bernd Reddig. „Ich muss schon sagen, mein Herz hängt an der Verkehrsgeschichte. Ich fühle mich sauwohl in der Stadt und möchte mich auch verkehrstechnisch hier weiter wohl fühlen.“
Grundsätzlich sei es bei seiner Arbeit stets um den Spagat zwischen den Interessen einzelner und der Lebenswirklichkeit der Allgemeinheit gegangen. „Wenn ich an einer Stelle ein Parkverbot ausspreche, ist vielleicht einem zugeparkten Anwohner geholfen. Aber dadurch sind ja nicht weniger Fahrzeuge in der Stadt unterwegs und in Geesthachts Straßen abgestellt. Das Parkproblem wird sich also nur verlagern“, erklärt der Geesthachter eine typische Abwägung, die nahezu jeder seiner Entscheidungen vorangeht. Die liebsten Verkehrsschilder seien ihm noch immer Gebotsschilder, also die, die etwas erlauben. Am häufigsten habe er in seiner Laufbahn allerdings eingeschränkte Halteverbote ausweisen lassen müssen. Oder auch den „Schaufelmann“ - so wird intern das Baustellenschild bezeichnet. Das „Spiegelei“ ist bei Straßenverkehrsexperten übrigens eckig: So wird das rautenförmige Schild „Vorfahrtsstraße“ bezeichnet.
Galt es in den vergangenen 17 Jahren mögliche Unfallschwerpunkte zu entschärfen, hatte Bernd Reddig ebenfalls ein Mitspracherecht. Als Mitglied der Unfallkommission, zu der auch Vertreter der Polizei gehören, beurteilte er mögliche Gefahrenstellen im Stadtgebiet und machte gegebenenfalls Vorschläge diese zu entschärfen. „Für mich war zum Beispiel die Rathausstraße/Ecke Lauenburger Straße lange ein Bereich, an dem der Verkehr anders geleitet werden sollte. Der nun gebaute Kreisverkehr ist eine gute Lösung“, sagt Bernd Reddig.
In seinem Ruhestand freue er sich aus ausgiebige Spaziergänge mit seiner „spanischen Senorina“. Die morgendliche Runde mit der kleinen Mischlingshündin, die Rauhaardackel und Terrier in sich vereine, sei nun sein Part. Und: er wolle nicht mehr den Wecker stellen… „Ich wache aber bestimmt trotzdem weiter früh auf.“