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ZurückAlfred Nobel

Der Mensch

Alfred Nobel starb 1896. Trotzdem ist sein Name heute lebendiger als je zuvor - vor allem dank der Preise, die seinen Namen tragen. Wer war der Mensch Alfred Nobel?

Nobel war Schwede, 1833 in Stockholm geboren. Die Familie kam ursprünglich aus dem Dorf Nöbbelöv in der südlichsten Provinz Schwedens. Daher der Name Nobel, der zuerst in der latinisierten Form Nobelius von Alfreds Ururgroßvater angenommen worden war, als dieser sich 1682 als junger Student an der Universität Uppsala einschrieb. 1842 zog Alfred als Junge mit seinen Eltern nach Rußland, wo sein Vater bald eine starke und angesehene Stellung als Erfinder und Industrieller errang. In St. Petersburg erhielt Alfred eine internationale Erziehung durch Hauslehrer, besonders in Chemie und Sprachen. Er beherrschte Schwedisch, Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Ab 1852 arbeitete Nobel als Chemiker bei seinem Vater in St. Petersburg. Danach kehrte er mit seinen Eltern nach Schweden zurück und wurde 1863 Chemiker in den Pulverlaboratorien seines Vaters in Heleneborg bei Stockholm.

Er heiratete nie. Später in seinem Leben entwickelte er eine lebenslange Freundschaft mit der österreichischen Baronin Bertha von Suttner, einer Pionierin der Friedensbewegung, die auch Preisträgerin des Friedens-Nobelpreises wurde (1905). Vor ihrer Heirat war sie kurze Zeit Nobels Privatsekretärin und würde wohl seine Frau geworden sein, wenn sie nicht anderweitig gebunden gewesen wäre. Danach ging Nobel eine Verbindung mit der um dreiundzwanzig Jahre jüngeren Wienerin Sophie Hess ein. Achtzehn Jahre dauerte diese leidenschaftliche Verbindung. Er war ein einsamer Mensch und gründete nie eine Familie. Selbst sagte er, „Mein Zuhause ist wo ich arbeite, und ich arbeite überall in der Welt.“ Nobel hatte zu verschiedenen Zeiten „Heime“ in sechs Ländern. Jedoch scheint ihm Paris besonders viel bedeutet zu haben, denn dort lebte er beinahe zwanzig Jahre.
Nobel starb, allein wie er gelebt hatte, am 10. Dezember 1896 in seinem Haus in San Remo in Italien.



Der Erfinder

Schon 1864 erhielt er ein Patent für seine epochemachende Erfindung, den sogenannten Nobel-Zünder. Er entwickelte auch eine hantierbare Form des hochempfindlichen Sprengstoffes Nitroglyzerin, der von dem italienischen Wissenschaftler Sobrero erfunden worden war. Nobels Methode wurde 1866 als Dynamit patentiert. Es war eine Erfindung, die den Bergbau, den Straßenbau und das Tunnelsprengen revolutionierte. Nobel erfand auch das „Ballistit“ (1887), das erste der rauchlosen Nitroglyzerinpulver. Dies diente als Grundlage für Kordit, das auf seinem Gebiet den Gebrauch von Feuerwaffen völlig veränderte.

All dies waren Resultate der intensiven Arbeit, die in seinen verschiedenen Laboratorien in Krümmel (Deutschland), Paris, Ardeer (Schottland), San Remo (Italien) und Björkborn, Karlskoga (Schweden) stattfand. Er arbeitete auch auf anderen Gebieten, wie z. B. an fernmeldetechnischen Anlagen. Am Ende war er Inhaber von 355 Patenten. Viele der heutigen führenden Unternehmen der chemischen Industrie haben ihre Wurzeln in Unternehmen, die von Alfred Nobel gegründet wurden. Beispiele: Imperial Chemical Industries (ICI), Großbritannien; Société Centrale de Dynamite, Frankreich; Dynamit Nobel AG, Deutschland, und Nobel Industrier AB, Schweden.



Der Nobelpreis

Die Gründe für die Stiftung des Nobelpreises sind nicht klar benannt. Am 27. November 1895, ein Jahr vor seinem Tode, unterzeichnete Nobel das berühmte Testament, das einige der Ziele verwirklichen sollte, denen er einen so großen Teil seines Lebens gewidmet hatte. Zeit seines Lebens war Nobel ein großzügiger Philanthrop gewesen („Ich finde es wichtiger, sich um die Mägen der Lebenden zu kümmern als den Ruhm der Verstorbenen durch Denkmäler zu ehren.“), und in seinem Testament bestimmte er, daß der größte Teil seines Vermögens, über 31 Millionen schwedische Kronen (heute ca. 1,3 Milliarden schwedische Kronen). Die Rendite dieser Kapitalanlage sollte „jährlich als Preisbelohnung an diejenigen verteilt werden, die im verlaufenen Jahre der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben.“ Die fünf Bereiche waren Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und Verbrüderung der Völker (Frieden). Seine Wahl der mit Preisen ausgestatteten Disziplinen gründete sich offensichtlich auf seine eigenen bezeugten Interessen und Aktivitäten. Nobel selbst war seit seiner Jugend von den pazifistischen Ideen Shelleys stark beeinflußt, und er verabscheute Kriege zwischen Nationen ebenso sehr wie Streitigkeiten zwischen einzelnen Menschen. Bertha von Suttner und er hatten zwar so ein gemeinsames Ziel, waren sich aber nie ganz einig über die Methoden zur Erreichung dieses Zieles.
Nobels Beschluß, Geld auch für einen Friedenspreis bereitzustellen, war in seinem eigenen Charakter und seiner Lebensphilosophie verankert, aber auch von seiner Freundschaft mit Bertha von Suttner und seinem Respekt für ihre Arbeit beeinflußt und angeregt.



Mein Zuhause ist wo ich arbeite

Zum Beispiel in Krümmel bei Hamburg oder genauer bei Geesthacht. Heute bekannt als Standort eines Kernkraftwerkes. Es steht ebendort, wo 1865 Nobel sein erstes deutsches Werk errichten ließ. Alfred Nobel & Co. hieß diese Firma mit Sitz in Hamburg. Die Mitinhaber waren der Kaufmann Wilhelm Winckler und der Anwalt Christian Bandmann. Die Königlich Preußisch Herzöglich Lauenburgische Regierung in Ratzeburg erlaubte ihnen die Herstellung von Nitroglyzerin, einen leicht entzündbaren Sprengstoff. Entsprechend häufig gab es Unglücke und Katastrophen, denn Korbflaschen und Holzfässer baten als Transportmittel nur unzureichenden Schutz. Zu Pferd und Wagen, zu Schiff und ab 1915/16 per Bahn wurde die explosive Fracht transportiert.
Die Dorfschaft Geesthacht wehrte sich nach dem ersten Explosionsunglück 1866, bei dem das Werk fast vollständig vernichtet und Mitarbeiter und Werkleiter getötet
wurden, entschieden gegen eine Betreibung und Ausweitung dieser Fabrik - aber ohne Erfolg.


Die Erfindung des Dynamits in Krümmel

Nobel experimentierte an der Verbesserung des leicht entzündbaren Nitroglyzerins. Mangels eines intakten Labors aufgrund des Unglücks wurde zwischen Tespe und Tesperhude ein Lastkahn auf der Elbe verankert. Hier soll er an dem Problem gearbeitet haben, wie das Nitroglyzerin sicherer gemacht werden könnte. Welcher Stoff nimmt das zähflüssige Nitroglyzerin so auf, daß seine Sprengkraft nicht erheblich gemildert wird? Nobel soll mit Sägespänen, Ziegelstaub, Kohle, Zement und Gips experimentiert haben. Das erhoffte Ergebnis blieb aber aus. Doch im November 1866 kam es zu besseren Ergebnissen, als er mit Papier Versuche machte, das Kieselerde enthielten. Dieses Material stammte von den Panzern abgestorbener Algen. Dessen sedimentierte Verwesungsprodukte - das Kieselgur - wurde südlich von Hamburg abgebaut. Nach Versuchen mit diesem Kieselgur war die Hauptgefahr des Sprengöls beseitigt. Nobel nannte seine Erfindung „Dynamit“ (griech.: dynamis = Kraft). Elf Tonnen wurden 1867 in Krümmel hergestellt. 1887 waren es schon mehr als 5 000 t.
Krümmel blieb von weiteren Unglücken dennoch nicht verschont. Krümmel wurde so der Ausgangspunkt eines gigantischen Industrieimperiums. Bis 1873 erfolgten weltweite Firmengründungen. Nobel siedelte danach von der Elbe an die Seine nach Paris um.

1910 war die Fabrik in Krümmel mit 600 Arbeitern die größte Sprengstoffabrik des europäischen Kontinents. Hergestellt wurden Dynamit, Nitrozellulose, Pulverrohmasse (für Düneberg), Ammonsalpeter, Salpetersäure, Schwefelsäure und Glyzerin.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Krümmel zu einer Rüstungsfabrik mit 750 Gebäuden und fast 9 000 Beschäftigten. Nach 1945 erfolgte die endgültige Stillegung mit anschließender Demontage und Sprengung der meisten Fabrikgebäude.

Heute scheint es fast vergessen, daß Alfred Nobel eine seiner größten Erfindungen, das Dynamit, in Krümmel bei Geesthacht gemacht hat. Denn wer assoziiert mit der Verleihung des Nobelpreises noch den Namen Krümmel. Schade eigentlich oder anders ausgedrückt: Warum wird der Nobelpreis für Chemie nicht in Geesthacht, im Stadtteil Krümmel, vergeben?



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