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Bandreißer

Geesthacht war nie ein reines Bauerndorf, seine Bewohner hatten stets als Fuhrleute und Händler Nebenverdienste gehabt. In den alten Akten des Amtes werden die Hufner sogar gelegentlich als „Kaufleute“ bezeichnet. Zu dem Transportwesen im weitesten Sinne kam im 18. Jahrhundert die Verwertung der Weidepflanzungen an der Elbe als wichtiger Wirtschaftszweig. Die Anpflanzung, die gezielt 1736 erfolgte, obwohl Weiden sicherlich bereits vorher vorhanden waren, diente der Ufersicherung, wie die ebenfalls im 18. Jahrhundert angelegten Steinpempen (Packungen von großen Steinen mit eichenem Balkenwerk). Daraus erwuchsen neue Berufe wie Bandreißer, Rutenweißer sowie Korb- und Kistenmacher. Diese Berufe konnten häufig als „Heimarbeit“ - auch durch Kinder und Frauen - ausgeübt werden, so daß sie der ganzen Familie wirtschaftliche Möglichkeiten eröffneten. Im Jahre 1758 waren von 42 Geesthachter Gewerbetreibenden 13 Bandreißer. 1840 waren es bereits 36 von 81 Handwerkern. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg wuchs das soziale Ansehen der Bandreißer an. Im Laufe des 19. Jahrhunderts zählten die Bandreißer und Korbmacher zur „Obersicht“, Geesthacht erhielt den Beinamen „Bandreißerdorf“.
Nach dem Abschlagen der Weiden und dem „Weißen“ der Ruten (Schalung und Waschung) verarbeiteten die Bandreißerwerkstätten die Weiden zum fertigen Produkt (dem Weidenreifen). Die Weidenreifen wurden für die Herstellung von Fässern. Bis ins 18. Jahrhundert hinein stellten die Böttcher die hölzernen Faßreifen zum Umwickeln ihrer Fässer selbst her. Aber schon im 17. Jahrhundert beginnen sich einzelne Böttcher auf die Reifenproduktion zu spezialisieren und werden zu „Bandreißern“ - benannt nach dem „Band“, das durch „Reißen“ (Spalten) von Ruten aus Weide, Hasel, Eiche usw. entsteht. Die Bandreißer fertigten für die Böttchereien hölzerne Faßreifen, die in verschiedenen Längen und zu Ringen gebogen geliefert wurden. Die Dauben (die Seitenbretter des Fasses) brauchen Halt; deshalb sind Bänder vonnöten, die das Faß umschließen wie ein Bauchbinden die Zigarre.
Ab 1900 ging die Zahl der Bandreißer deutlich zurück. Sie fanden meist eine besser bezahlte Arbeit in den Pulver- und Sprengstoffabriken Düneberg und Krümmel. 1914 schloß die Glasfabrik, und die selbständigen Bandreißer stellten ihre Produktion ein, als das Bandholz für Kriegszwecke beschlagnahmt wurde.
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