„Es sind keine einfachen Zeiten. Über die Medien und sozialen Netzwerke werden viele Vorurteile und sogar Hass verbreitet. Wir wollen durch die Partnerschaft solche Vorurteile abbauen und zeigen, dass wir uns trotz unserer unterschiedlichen Kulturen ähnlich sind“, nennt Kamila Golisz von der Geesthachter Stadtverwaltung ein Ziel, das hinter den Geesthachter Städtepartnerschaften steht. Es gehe um Annäherung, das gegenseitige Verständnis, das Erleben verschiedener Seiten Europas – kennenlernen und voneinander lernen. Beides gelang vom 28. November bis zum 2. Dezember, als die Elbestadt Gäste aus ihren Partnerstädten Kuldiga (Lettland) und Plaisir (Frankreich) begrüßte. Untergebracht in Gastfamilien verbrachten 20 Letten und Franzosen die Tage in Geesthacht und dem Umland. Lange gedauert habe es nicht, bis man miteinander warm geworden sei, berichtet Kerstin Reinhardt, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung zuständig ist und den Besuch gemeinsam mit Kamila Golisz organisiert hatte. „Es kannte immer irgendjemand irgendjemanden“, berichtet Kerstin Reinhardt.
Im Zentrum des gemeinsamen Adventswochenendes stand der Besuch des Weihnachtsbasars in der Sporthalle Berliner Straße – das hat inzwischen Tradition. „2017 waren wir zum Beispiel mit einigen Geesthachtern bei einem Weihnachtsmarkt in Plaisir und haben dort Spezialitäten aus Geesthacht verkauft. Dabei hatten wir unter anderem Marmelade und andere selbstgemachte Sachen, aber auch von der Lebenshilfe hergestellte Kerzen, Holz-Deko und Taschen, die von inzwischen in Geesthacht lebenden geflüchteten Frauen aus alten Jeans genäht worden waren. Die Erlöse wurden dann an die MS-Hilfe in Plaisir gespendet“, berichtet Kamila Golisz, die seit 2016 in der Städtepartnerschaft aktiv ist. 2013 seien Gäste aus den Partnerstädten Plaisir und Kudiga zur Weihnachtsmarktzeit in Geesthacht gewesen – so wie dieses Jahr erneut. Die Besucher aus Frankreich und Lettland beteiligten sich an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt des Vereins „Partnerschaft Afrika“ in der Turnhalle an der Berliner Straße und verzückten dort wie auf dem Weihnachtsmarkt rund um die St.-Salvatoris-Kirche Besucher mit musikalischen Einlagen.
Acht Jugendliche aus Kuldiga, die in ihrer Heimat in Bands und Chören aktiv sind, traten mit Gesangseinlagen auf beiden Märkten auf – in der Kirche mit etwas besinnlicherem Programm und in der Turnhalle mit rockigeren Tönen. „Die musikalische Förderung läuft dort zum Beispiel ganz anders als bei uns. Die Kinder und Jugendlichen sind oft schon ganz früh in Musikgruppen, bekommen für Auftritte Outfits“, nennt Kerstin Reinhardt nur einen Bereich, an dem im gemeinsamen Alltag Unterschiede sichtbar wurden, deren Thematisierung aber wieder zu Verständnis führte. Kerstin Reinhardt: „Durch Gespräche und gemeinsamen Erlebnisse wird der politische Horizont erweitert und eigene Grenzen verschieben sich.“
Mit den Franzosen unterhält Geesthacht die längste der beiden bestehenden Städtepartnerschaften. Die Verschwisterung mit Plaisir besteht seit 1975, die mit Kuldiga seit 2003. Vor dem Besuch der Franzosen und Letten rund um das erste Adventswochenende in Geesthacht, war eine Delegation aus der Elbestadt Ende September nach Plaisir und Anfang Oktober nach Kuldiga gereist. „Wir waren dieses Mal zur Zeit eines Herbstmarktes eingeladen und haben dort eigene Sachen verkauft. Der Erlös wurde wieder gespendet“, sagt Kamila Golisz, die sich grundsätzlich noch mehr Interesse an den Städtepartnerschaften wünschen würde – gerade von jungen Geesthachtern. Mit der Bertha-von-Suttner-Schule und dem Otto-Hahn-Gymnasium würden zwar zwei Geesthachter Schulen Kooperationen in Form von Schüleraustauschen mit den Partnerstädten unterhalten, aber es sei noch Luft nach oben. „Uns ist es wichtig, dass die Partnerschaften weitergeführt werden und dass die jungen Leute zu Europäern aufwachsen. Darum sollten wir immer einige Jugendliche in den Gruppen dabeihaben und sie für die Städtepartnerschaften begeistern“, appelliert Kamila Golisz, die bereits an den Planungen für Besuche aus den Partnerstädten im kommenden Jahr sitzt.
Wer mehr über die Städtepartnerschaften Geesthachts wissen oder sich engagieren möchte, kann unter staedtepartnerschaft@geesthacht.de Kontakt zu Kamila Golisz und dem Komitee für Internationale Begegnungen der Stadt aufnehmen. Vor allem Gastfamilien, die Vertreter der Partnerstädte während der Besuche aufnehmen, werden immer gesucht. Kamila Golisz: „Dieses Mal hat es sehr gut geklappt, es hatten sich ausreichend Gastfamilien gemeldet – aber das ist längst nicht immer so.“