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    „Klein Moskau"

Fast über Nacht geriet Geesthacht 1918 in die Krise. 20 000 Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie fielen nach dem Ersten Weltkrieg weg. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 70 Prozent an. Die Arbeitslosigkeit, die in Geesthacht zu einer Dauerkrise wird, trifft in erster Linie die Arbeiterschaft und hier vor allem die jungen, zugezogenen und ungelernten Arbeitskräfte. Diese Bevölkerungsteile zeigen eine erhöhte Konfliktbereitschaft, und da es in Geesthacht ohnehin eine kämpferische Tradition gibt, wird die KPD zur stärksten Partei. 1928 steigt die Arbeitslosigkeit noch einmal dramatisch an. In einer Verlautbarung des Hamburger Arbeitsamtes heißt es: "Ein bedeutender Teil der Geesthachter Arbeiter muß nach auswärts umgesiedelt werden, da in Geesthacht für die Einwohnerschaft nicht genügend Arbeit vorhanden ist". Aber die Arbeitslosigkeit nimmt überall im Reich zu, so daß die Umsiedlung letztlich doch unterbleibt.

Politisch radikalisierte Arbeitslose aus ganz Hamburg, Geesthacht und den umliegenden Gemeinden lieferten sich in Geesthacht Straßenschlachten mit der Polizei. Spätestens seit der „Schlacht am Runden Berge“ im September 1928, wo sich Rotfrontkämpfer der Kommunisten und Reichsbannermitglieder der Sozialdemokraten anläßlich der bevorstehenden Stadtvertretungswahlen gegenüberstanden und in deren Verlauf zwei Personen getötet wurden, ist von Geesthacht als „Klein Moskau“ auch in der überregionalen Presse berichtet worden. Die Wahlergebnisse der 1920er Jahre in Geesthacht zeigen eine Dominanz der Kommunistischen Partei, die erst kurz vor 1933 geringfügig beeinträchtigt wurde durch die Erfolge einer ebenfalls kommunistisch orientierten KPD-Opposition.

Der Ursprung dieser Entwicklung kann bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden - die Industrialisierung (Glashütte, Dynamitfabrik) brachte eine starke, zunächst sozialdemokratische Arbeiterbewegung mit sich, die sich in dem Maße radikalisierte, wie die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse sich verschlechterten: Geesthacht kennt keine „Goldenen 20er Jahre“, sondern eine durch Arbeitslosigkeit gekennzeichnete soziale Lage, die vor allem durch den Zusammenbruch der Rüstungsindustrie nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg entstanden war.



Ernst Thälmann (KPD) in Geesthacht (auf d. Balkon 2. von rechts)
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