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Krügersches Haus
© Stephan Darm 
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Revolution

Das Ende des Ersten Weltkrieges bedeutete gleichzeitig das Ende des Deutschen Kaiserreichs. Der sinnlose Befehl der deutschen Seekriegsleitung vom 29. Oktober 1918 an die Hochseeflotte, die Anker zu lichten und sich in einer letzten Prestigedemonstration zu opfern, führte zum offenen Aufstand der Matrosen, der von Kiel schnell auf andere Städte übergriff. Überall bildeten sich spontan Arbeiter- und Soldatenräte. Am 9. November erreichte die Revolution Berlin; Kaiser und Kronprinz verzichteten auf die Krone und flüchteten. Nachdem Philipp Scheidemann die Republik ausgerufen hatte, übernahm am Tag darauf der revolutionäre »Rat der Volksbeauftragten« die Regierungsgeschäfte.
In Hamburg hatte sich schon am 5./6. November ein Soldatenrat gebildet , der rasch auch im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg Aktivitäten entwickelte. Als erstes erschien am 7. November nachmittags eine Abordnung in der Dynamitfabrik Krümmel, um Verhandlungen mit der Fabrikleitung und dem Arbeiterausschuß aufzunehmen. Die Landsturmwache wurde eingezogen und entwaffnet. Nach übereinstimmenden Berichten der »Lauenburgischen Zeitung«und der »Lauenburgischen Landeszeitung« vom 8.11.1918 wurde die Arbeit in den Sprengstoffabriken Düneberg und Krümmel noch am gleichen Tag niedergelegt. Am Morgen des 8. November veranlaßten 20 aus Hamburg angereiste Matrosen dann die endgültige Einstellung der Arbeit. In Geesthacht bestand bereits seit dem 6. November ein Arbeiter- und Soldatenrat, der in engem Kontakt zum Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat stand und dessen Politik vor Ort maßgeblich von USPD-Mitgliedern bestimmt wurde. Am 9. November ließ er per öffentlicher Bekanntmachung mitteilen, daß er die Kontrolle über den Wach- und Nachtschutzdienst, über die Gemeindeverwaltung, die Polizei und das Meldewesen, über Post, Telegrafie und Eisenbahn sowie über die Lebensmittelversorgung übernommen habe.
Nach der Wahl der Gemeindevertretung am 13.4.1919 bestand für die Existenz des Arbeiter- und Soldatenrates de facto kein zwingendes Bedürfnis mehr. Die Landherrenschaft als übergeordnete politische Instanz wandte sich daraufhin am 25. April an den neugewählten Gemeindevorsitzenden Rudolf Messerschmidt und bat ihn um Mitteilung über die noch bestehenden Aufgaben des Arbeiterrates. Außerdem wurde nachgefragt, ob für zukünftige Aktivitäten noch weiterer Geldbedarf bestand. Zusätzlich sollten die bisher erhaltenen Beträge aufgelistetet werden.
In seinem Antwortschreiben vom 5. Mai teilte Messerschmidt mit, daß er ein Gespräch mit zwei Mitgliedern gehabt habe und diese ihm mitgeteilt hätten, daß der Arbeiter- und Soldatenrat sich nicht auflösen wolle, sondern seine Aufgaben zum einen in der Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterschaft, zum anderen auf dem Gebiet der Lebensmittelversorgung sehe. Wann es zur Auflösung des Arbeiter- und Soldatenrates gekommen ist, kann nicht mehr endgültig geklärt werden. Bis zum 3. September 1919 sind jedenfalls keine weiteren Gelder an ihn gezahlt worden.
Die Beschränkungen, Demontage und Schließung der Pulver- und Sprengstoffabriken Düneberg und Krümmel nach dem Ersten Weltkrieg verursachte eine hohe Arbeitslosigkeit in Geesthacht und Umgebung. Konzepte zu deren Bekämpfung gab es nicht. Gleichzeitig traten überall im Reich Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Brennstoffen auf. Überdies hat die Zeit der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg die wirtschaftliche Substanz der Mittelschicht empfindlich angegriffen.
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